30. August 2018 – Tag 1

Von Basel nach Irun 

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Wetter: Sonne und Wolken, mittags kräftiger Regen

Mein Fahrschein für die Zugreise von Basel nach Hendaye in Südfrankreich

Während der Planung meiner Küstenweg-Wanderung habe ich darüber nachgedacht, wie ich am umweltverträglichsten nach Irun komme. Die Idee, mit dem Zug zu fahren, war mir von Anfang an sympathisch.

Ein erster Blick in den Fahrplan zeigte, dass alle französischen Hochgeschwindigkeitszüge (TGV, train à grande vitesse) von der Schweiz in Richtung spanischer Grenze über Paris fahren. Paris hat mehrere grosse Bahnhöfe, die zum Teil weit voneinander entfernt sind. Eine Frankreich-Durchquerung mit dem Zug bedeutet deshalb, dass man in Paris den Bahnhof wechseln und dafür zusätzlich eine kurze Strecke mit einem Nahverkehrsmittel fahren muss. Ich werde auf der Fahrt von Basel nach Irun am Gare de Lyon angekommen; weiter geht es dann vom Gare Montparnasse.

In der Nacht vor meiner Abreise habe ich gut geschlafen, ich bin aber schon gegen 6 Uhr aufgewacht. Auch Ulrike, mit der ich schon seit vielen Jahren mein Leben teile, konnte nicht mehr schlafen und so haben wir zusammen gefrühstückt. 

Der Abschied war für uns beide schwer, Ulrike hat sich dann losgerissen und ist arbeiten gegangen. Für mich war es gut, noch eine Weile allein zu sein. Ich wurde wieder ruhiger und habe mich gegen 9 Uhr auf den Weg zum Bahnhof gemacht. 

Der Basler Bahnhof, in dem das grosse Abenteuer begann 

Als ich dort ankam, wurde mein Zug noch nicht angezeigt. Ich musste ein ganze Weile warten, bis die Abfahrt auf Gleis 5 angekündigt wurde. Aber dort stand noch kein Zug. Ich sollte wohl mal wieder Geduld üben. Es sah ganz danach aus! 

Eine Weile später sass ich dann tatsächlich im richtigen Zug auf meinem reserviertem Platz! Mein Herz klopfte! Das Abenteuer begann!

Der Zug verliess Basel superpünktlich. Die Ansagen im Wagen verstand ich nicht, da die Lautsprecherstimme schrecklich verzerrt von meinen Hörgeräten wiedergegeben wurde. WLAN gabt es nicht; der Zug macht einen ziemlich ‚antiken‘ Eindruck. 

Schon bald wurde meine elektronische Fahrkarte kontrolliert. Alles war gut und ich rollte mit grosser Geschwindigkeit in Richtung Paris. Neben der Euphorie, weil es jetzt endlich losging, geisterten mir auch alle möglichen Ängste durch den Kopf. Draussen gab es viel zu sehen – das war eine willkommene Ablenkung – und ehe ich mich versah, war ich im Gare de Lyon. Und dort schüttete es aus tiefhängenden, dunklen Wolken!

Den Bahnhofswechsel hatte ich im Internet studiert. Alle Optionen werden dort recht genau beschrieben. Und so wusste ich schon, wo der Bus 91 abfährt. Ich habe die Stelle draussen vor dem Bahnhof gleich erkannt. Mit meinem Schirm nahe über mir bin ich dorthin gerannt. Da ich dabei auf meine Füsse schauen musste, habe ich nicht viel anderes gesehen. Als ich wieder hochblickte, stand der 91er Bus direkt vor mir und öffnete die Türen. Ich rein, mit einem grossen ‚Danke‘ Richtung Himmel. Beim Fahrer bekam ich für 2 Euro einen Fahrschein. 

Die Strassen waren vollgestopft mit Autos, aber auf den separaten Busspuren kamen wir relativ zügig voran. Knapp eine Stunde nach meiner Ankunft im Gare de Lyon war ich im Gare Montparnasse. Wow, das hat ja wunderbar geklappt! 

Der Bahnhof war voller Menschen und der Lärmpegel entsprechend hoch. Die Abfahrtsgleise der Fernzüge werden dort erst eine halbe Stunde vor Abfahrt bekanntgegeben. Und so stand ich schon wieder in einer Traube Menschen vor einem Monitor und wartete auf die Anzeige für den Zug nach Hendaye, dem französischen Pendant von Irun an der Grenze zu Spanien. Das Warten war nervig, aber irgendwann wurde bekannt gegeben, dass ich zum Gleis 9 musste. Auch dort hiess es wieder warten, aber irgendwann nahm auch das ein Ende. Während der Fahrt aus Paris wurde der düstere Himmel zusehends heller.

Mit nur wenigen Stopps ging es rasch nach Südwesten. Die Wolken verschwanden schlliesslich ganz und ein blauer Himmel erstreckte sich bis zum Horizont. Die Welt draussen wurde immer ‚südeuropäischer‘.

Pünktlich um halb neun abends erreichten wir Hendaye. Um diese Zeit fuhr dort weder Zug noch Bus nach Irun. Und so habe ich mich mit einigen anderen Rucksackreisenden zu Fuss auf den Weg nach Spanien gemacht. Der Grenzübergang war nicht bewacht; die Grenze ist die Mitte eines Flusses. Die ersten Häuser von Irun machten einen netten Eindruck. Eine gute halbe Stunde später stand ich vor meiner Herberge, der Pension ‚Gema‘. 

Die war verschlossen! Ein betrunken wirkender Mann nahm mich mit ins Haus und zeigte mir den Weg zur Rezeption. Ein jüngerer, netter Mann erwartete mich dort und überreichte mir den Schlüssel zu einem kleinen, sehr einfachen Zimmer mit einem Fenster zu den Bahngleisen. Der Lärm der vorbeifahrenden Zügen war sehr beeindruckend! 

Mein Zimmer in der Pension ‚Gema‘ in Irun mit dem Fenster zu den Bahngleisen.

Mein T-Shirt war vom Fussmarsch, der Aufregung und einer hohen Luftfeuchtigkeit klatschnass. Ich sass in einer Absteige neben einer lärmigen Zugtrasse und fühlte mich plötzlich wie im falschen Film. Ich habe dann erst einmal geduscht, mich sortiert und noch etwas gegessen. Gegen 23:30 Uhr lag ich endlich im Bett und habe mit Unterbrechungen mehr schlecht als recht bis 6:30 Uhr geschlafen. Was nun? Ich fühlte mich nicht fit für ein nächstes Abenteuer und wäre am liebsten mit dem Zug nach San Sebastian, dem Ziel meiner ersten Wanderetappe, gefahren.

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