31. August 2018 – Tag 2

Von Irun nach San Sebastian 

Wetter: Sonne und Wolken, angenehme Temperaturen

Meine erste Handlung am Morgen war das Einlegen der spanischen SIM-Karte in mein iPad. Das war technisch einfach und nach Neustart des iPads hat sie sofort funktioniert. Prima, was für ein gutes Omen! 

Mir war natürlich klar, dass mir eine Bus- oder Zugfahrt nach San Sebastian nur das Leben schwer machen würde. Die Hürde vor einem Start zu Fuss am nächsten Tag würde dadurch nur höher werden. Und so bin ich einfach losgegangen. Am Ortsausgang von Irun führt der Jakobsweg direkt an einer Pilgerherberge vorbei. Dort bin ich spontan reingegangen, um mir einen ersten Stempel für meinen Pilgerpass zu holen. Die nette, quirlige Herbergsmutter hat lachend einen Stempel in meinen Pass gedrückt. Die Atmosphäre in der Herberge war herzlich und sehr einladend.

Der Jakobsweg hoch zum ‚Santuario de la Virgen de Guadelupe’, einer 500 Jahre alten Kirche mit einer Schwarzen Madonna, war gut ausgeschildert. Der Weg wurde schnell steiler und im ersten ruppigen Anstieg überholte ich die schwedische Pilgerin Annbrit, die wie ich auch noch auf der Suche nach ihrem Laufrhythmus war. Auch für sie begann heute der ersten Tag als Pilgerin. Sie hatte vom Jakobsweg geträumt und wollte diesen Traum unbedingt Wirklichkeit werden zu lassen. Das wünschte ich ihr von ganzem Herzen!

Von der Kirche ging es weiter hoch auf grünen Hügel. Den steilen Abstieg zum bunten Fischerdorf Pasai Donibane hatten weder meine Zehen noch meine Knie sehr gern. Und so war ich froh, als ich im Ort ankam. 

Pasai Donibane, das bunte, alte, traditionelle Fischerdorf bei San Sebastián

Pasai Donibane mit zahlreichen Bars und Restaurants zählt zu den schönsten und ursprünglichsten Fischerorten an der baskischen Küste. Ich habe dort auf dem grossen Dorfplatz eine kalte Limonade getrunken und dem bunten Treiben eine Weile zugeschaut. Wenig später bin ich mit einer kleinen Fischerbootfähre nach Pasai Pedro auf der anderen Seite der Flussmündung geschippert. Nach einem endlos langen Marsch durch Vorstädte von San Sebastian erreichte ich müde und erschöpft das Stadtzentrum. Ich war glücklich, dass ich meinen Ängste überwunden und das Ziel der ersten Etappe zu Fuss erreicht hatte. 

In San Sebastian bin ich in einer kleinen Pension untergekommen. Vorhin war ich noch an einem der Stadtstrände und habe den jungen Menschen dort beim Surfen zugeschaut. 

Später habe ich mich noch eine Weile in die Kneipe neben meiner Pension gesetzt, einen lokalen Weisswein getrunken und Tagebuch geschrieben. Es war Donnerstagabend und ich hatte das Gefühl, schon lange unterwegs zu sein. So viel Neues habe ich schon gesehen und so viel ist inzwischen schon passiert, dass mir der Kopf schwirrt. Dabei habe ich noch gestern Morgen mit Ulrike in Basel gefrühstückt. Wirklich? Da habe beschlossen, den morgigen Tag in San Sebastian zu bleiben und erst am Samstag weiterzuwandern. Ich brauche noch Zeit, um ganz hier anzukommen.