26. September 2018 – Tag 28

Von Ribadeo nach Vilanova de Lourenzá 

Wetter: Blauer Himmel und Sonnenschein von morgens bis abends. Es wehte den ganzen Tag ein kühler Wind 

Der Weg aus dem Städtchen Ribadeo führte mich rasch von der Küste weg ins Landesinnere, hinauf auf grüne Hügel mit Weiden und Obstbäumen. Als die Sonne aufging, lag mir die Stadt und die Bucht des Eo schon zu Füssen. Hinter diesen Hügeln tauchten höhere Hügel auf und bald konnte ich die bewaldete Bergkette sehen, über die ich später gestiegen bin. Schlanke, hohe Eukalyptusbäume wachsen dort oben, und hohe Farnwedel im Unterholz. Mein heutiges Bild zeigt einen solchen Wald, der auf mich, ein Mitteleuropäer, sehr fremd wirkt.

Eucalyptuswald bei Ribadeo

Auch nach 4 Wochen wandern auf dem Jakobsweg, ist für mich der Aufstieg in die Berge weiterhin anstrengend. Ich laufe auch dann gern lange Strecken am Stück – am liebsten allein in meinem Rhythmus – aber mache auch immer wieder Pausen zum Trinken und Essen, um bei Kräften zu bleiben. Gegen 10:30 Uhr habe ich mir heute eine längere Pause für ein zweites Frühstück gewünscht. Kurze Zeit später tauchte eine Café-Bar auf und mein Wunsch ging in Erfüllung.  

Mir ist vor ein paar Tagen dumme Sache passiert. Ich bin, meine Schirmmütze zum Schutz gegen die Sonne tragend, auf einer befahrenen Strasse über eine Brücke gelaufen. Als ich etwa in der Mitte war, ist ein Lastwagen mit hoher Geschwindigkeit an mir vorbeigefahren und hat einen Sog erzeugt, der mir meine Mütze vom Kopf gerissen und in den Fluss geweht hat. Die vergangenen Tage hat mir meine Schirmmütze gefehlt, besonders wenn ich der Sonne entgegen gelaufen bin. 

Bei einem Spaziergang durch Vilanova de Lourenzá, meinem heutigen Etappenziel, kam mir plötzlich in den Sinn, hier nach einem neuen Sonnenschutz zu schauen. Just in dem Moment tauchte ein Laden auf für Kleidung für Pilger, darunter auch Hüte zum Schutz vor Sonne und Regen. Eine nette Verkäuferin hat mit mir zusammen einen passenden Hut ausgesucht und mir dann noch einen Weg zu einem Spiegel freigeräumt. Mmmmh – gewünscht und bekommen!

Am Abend in der Herberge, beim Planen der morgigen Tagesetappe, tauchte plötzlich ein Mann mit einem Stapel Zettel auf, auf denen einer Landkarte zu sehen war. Die zeigte für die morgige Etappe eine alternative Route, die weniger hoch in die Berge und vorbei an interessanten Kirchen und Klöster führt. Von denen zeigte er Bilder auf seinem Tablet-Computer, überreichte jedem Anwesenden eine Landkarte und verschwand. 

Man sagt, dass man auf dem Jakobsweg sehr häufig das bekommt, was man gerade braucht. Jemand, der noch nie auf einem Jakobsweg war, wird nun wahrscheinlich kräftig die Stirne runzeln. Ich bin nun zum vierten Mal auf einem Jakobsweg unterwegs und habe das häufig so erlebt.