Von Lavacolla nach Santiago de Compostela
Wetter: Nichts als Sonnenschein, heute ohne Wind
Ein Traum wird wahr: Ich bin auf dem Küstenweg von Irun nach Santiago de Compostela gelaufen!
Heute Morgen begannen die ersten Pilger schon um 5 Uhr ihre Rucksäcke zu packen. Fest schlafen konnte dabei niemand mehr. Um 7 Uhr stand auch ich im Stockdunkeln vor der Herberge und fragte mich ‚Wo finde ich Frühstückt?‘. Gleich neben der Herberge gibt es eine eine Bäckerei mit einem kleinen Laden, in der ich zwei verschiedene, süsse Stückchen erwarb. In jeder Hand eins – abwechselnd mal hier und mal da abbeissend – bin ich dann zwei spanischen Pilgern hinterher gestolpert, die mit ihrer Handy-Leuchte die Wegweiser nach Santiago de Compostela suchten. Laufen und gleichzeitig essen ist eigentlich nicht mein Ding, aber ich wollte den Pilger-Heerscharen entkommen. Irgendwann dämmerte es mir dann, dass die wahrscheinlich gerade erst Pedrouza verlassen und noch mindestens 10 km hinter mir waren. An der nächsten Café-Bar beendete ich mit einem grossen Milchkaffee die Rennerei im Dunkeln und nahm es von da ab wieder etwas gemütlicher.
Als ich den Gipfel des ‚Monte de Goza‘ (Berg des Freude) erreichte – von dort oben kann man zum ersten Mal die Kathedrale von Santiago de Compostela sehen – ging gerade die Sonne auf. Beim Umrunden eines Denkmals, das an den Papstbesuch im Jahre 1993 erinnert, realisierte ich, dass ich es geschafft hatte. Von dort ist es nur noch ein kurzes Stück bergab in die Stadt.

Um 10 Uhr stand ich vor der Kathedrale, für mich ein weiterer Moment sehr grosser Freude. Im Kloster nebenan erfuhr ich dann, dass meine Reservation für eine Klosterzelle für Pilger für die nächsten zwei Nächte nicht funktioniert hatte. Da ich inzwischen meine weiteren Wanderpläne etwas verändert habe, kam mir das nicht ungelegen.
Ich will nur den heutigen Tag in Santiago pausieren. Für die kommende Nacht habe ich ohne grosse Mühe ein schnuckeliges, bezahlbares Hotelzimmer gefunden. Morgen früh geht es in drei Tagesetappen weiter nach Muxia an der galicischen Westküste. Der Ort spielte in der Legende um den heiligen Jakobus eine wichtige Rolle. An der Stelle, wo Jakobus die Muttergottes erschien, steht heute eine Wallfahrtskirche, in der ich gern Danke sagen möchte für meine wunderbare Wanderung. Von Muxia werde ich dann in einer vierten Etappe zum Kap Finisterre laufen, dem ‚Ende der Welt‘ im Mittelalter. Dort endet für die meisten Pilger die Wanderung, so auch für mich. Von Finisterre werde ich nächsten Sonntag mit dem Bus nach Santiago zurückkehren. Die darauf folgenden zwei Nächte übernachte ich tatsächlich in einer der Klosterzellen für Pilger gleich neben der Kathedrale – das habe ich inzwischen erfolgreich gebucht. Am Dienstag werde ich dann nach Basel zurückfliegen.

Das heutige Bild zeigt den Blick von Nordwesten auf den oberen Teil der Kathedrale. Es gab leider keinen Ort, von dem ich den riesigen Gebäudekomplex mit meinem iPad komplett ablichten konnte.