Von Pobeña nach Castro Urdiales
Wetter: Blauer Himmel und Sonnenschein den ganzen Tag, nachmittags zu warm zum Laufen
Trotz der vielen Menschen im Schlafraum der Pilgerherberge von Pobeña hatte ich eine gute Nacht. Ein bisschen mehr frische Luft wäre nicht schlecht gewesen. Leider haben die meisten Menschen, die hier unterwegs sind, anscheinend mehr Angst vor Kälte als vor einem Mangel an frischer Luft…
Noch im Dunkeln habe ich in einer Café-Bar gleich hinter der Herberge gefrühstückt: Ein Brötchen mit Käse und eins mit Schinken, dazu einen grossen Milchkaffee, und los ging’s im ersten Licht des Tages auf einer langen Treppe bergauf in einem Wäldchen. Oben angekommen, wurde ich mit einem herrlichen Blick auf Meer und Küste belohnt. Für die nächsten 1 bis 2 Stunden verlief der Jakobsweg auf einer stillgelegten Eisenbahntrasse, auf der ab Ende des 19. JH Eisenerz transportiert wurde (in den 60er-Jahren wurde sie stillgelegt). Sogar einen Tunnel musste ich durchqueren.

Nach diesem relativ ebenen Wegstück ging es mal wieder steil bergauf, für lange Zeit auf dem Seitenstreifen einer Nationalstrasse. Auch die letzten Kilometer zu meinem heutigen Etappenziel, das Städtchen Castro Urdiales, verlief auf dem Randstreifen einer befahrenen Strasse.
Ihr fragt euch jetzt sicher ‚Gibt es den historischen, nördlichen Jakobsweg denn nicht mehr?‘. Doch, es gibt noch Stücke mit z.B. Original-Pflasterung, aber die sind bisher seltener als auf dem Camino Frances etwas weiter im Inland. Für den Küstenweg gibt es immer wieder Alternativ-Wege und es ist nicht immer leicht, sich klar für den einen und gegen den anderen zu entscheiden. Jakobsweg-Vereine und Café-Bar-Besitzer liegen da wohl im Clinch, bei wem der ‚richtige’ Jakobsweg vorbeiführt.
Die Wanderführer, die versuchen, all‘ die existierenden Wegalternativen zu beschreiben, finde ich unpraktisch als Handbuch unterwegs. Ausgesprochen gut ist, das bisher die Beschilderung des Hauptküstenwegs durch gelbe Pfeile und/oder Jakobsmuscheln nahezu lückenlos war. Und so kommt man beim Finden des Wegs eigentlich ohne Wanderführer aus. Dieser Weg führt in der Regel an Kirchen und Klöstern mit historischer Bedeutung vorbei. Um über diese Überbleibsel aus vergangenen Zeiten etwas zu erfahren, ist ein entsprechender Wanderführer natürlich von grossem Wert.
Erst einmal habe ich mich bisher verlaufen; es gab plötzlich keine gelben Pfeile mehr. Ich hatte tag-träumend einen Abzweig übersehen. Zum Glück habe ich das sehr schnell bemerkt :-), so dass der Schaden nicht sehr gross war.