Von Castro Urdiales nach Laredo
Wetter: Erst viel Wolken, ab Mittag immer sonniger und wärmer
Heute Nacht hatte wieder einmal die ‚Angst vor der Kälte’-Fraktion das Sagen und alle Fenster wurden nach und nach geschlossen. Obwohl wir ‚nur‘ zu zehnt in einem relativ grossen Zimmer schliefen, wurde die Luft schnell sehr stickig. Zum Glück war ich vom Wandern müde genug und bin trotzdem eingeschlafen.
Gefrühstückt haben wir in der Herberge; draussen war es zu der Zeit noch dunkel. Die Herberge hat Getränke und kleine Küchlein gestiftet, die meisten von uns hatten abends etwas fürs Frühstück eingekauft und das wurde dann geteilt.
Es wurde gerade hell, als ich meine Tagesetappe startete. Der Weg war, wie so oft, ein stetes auf und ab. Kleinere und grössere Flüsse auf dem Weg ins Meer haben die Küste hier sehr zerfurcht. Wenn man an ihr entlang läuft, führt der Weg aus einem Flusstal einen Hügel hoch, auf der anderen Seite wieder runter zum nächsten Fluss, und so weiter. Mein heutiges Bild zeigt das sehr anschaulich.

Mache Flussläufe an der spanischen Küste sehen ein bisschen aus wie skandinavische Fjorde, und man muss zum Teil grosse Entfernungen ins Inland zurücklegen, bevor es eine Brücke gibt. Manchmal lege ich so sehr viel mehr als 10 Kilometer zurück, um 10 km weiter nach Westen zu kommen.
Die heutige Etappe war sehr lang (gut 30 km) und hatte von allem etwas: tolle Natur, Strassenseitenstreifen, ein Stück Original-Jakobsweg, Häuserschluchten, Strand, und Feldwege zwischen Feldern und Obstplantagen.
Die letzten 10 km waren körperlich nochmal eine grosse Herausforderung; der Weg hoch zu den Klippen der Steilküste schien kein Ende zu nehmen. Zum Glück hatte ich im letzten Ort vor dem Aufstieg einen Salatteller und eine Portion Schokoladeneis gegessen. Endlich am höchsten Punkt angekommen, wurde ich mit einer traumhaften Aussicht auf das tiefblaue Meer und die Küste belohnt.
Zum Küstenstädtchen Laredo ging es lange Zeit steil bergab. Das war zwar nicht mehr so anstrengend, aber brauchte auf dem steinigen Weg höchste Konzentration.
In Laredo bin ich in einem Nonnenkloster untergekommen, das etwa 20 Betten für Jakobsweg-Pilger zur Verfügung stellt. Morgen früh werden wir mit den Nonnen frühstücken, bevor sie uns in einer kleinen Kapelle verabschieden. Ich werde morgen davon berichten.