Ruhetag in Santiago de Compostela
Wetter: Sonnenschein von morgens bis abends, es war wieder wärmer
Ich habe heute länger geschlafen als sonst und im Kloster gefrühstückt. Die Auswahl an Getränken, Broten und Brotbelägen ist hier viel grösser, als mir es jemals auf dem Jakobsweg angeboten wurde, aber der Geräuschpegel in der Frühstücks-Katakombe ist schrecklich hoch. Das Gespräch mit meinem zufälligen Tischnachbar, einem amerikanischen Pilger, war anstrengend und nur ein halbes Vergnügen. In so einer Situation helfen auch die besten Hörgeräte nicht!
Nach Aktualisierung meines Blogs bin ich noch einmal in die Pilgermesse gegangen. Warum das, werden sich jetzt vielleicht manche fragen? Die habe ich doch schon gestern besucht. Nun, gestern hat mir etwas gefehlt und zur heutigen fühlte ich mich hingezogen.
Während meiner vergangenen Jakobswege mit Ende in Santiago durfte ich ein paar Mal den Gesang einer Nonne geniessen, die, begleitet von einer dezenten Orgel, ganz allein die Pilgermesse musikalisch begleitet hat. Ihre Stimme ist von einer anderen Welt und füllt die ganze Kirche mit paradiesischen Tönen.
Heute hatte ich einen Platz in der ersten Reihe vor dem Altar, und eine Nonne mit himmlischer Stimme hat während der ganzen Messe gesungen. Zum Abschluss wurde auch noch das grosse Weihrauchgefäss geschwenkt. Wow, was für ein wunderbares, völlig unerwartetes Geschenk!
Nach der Messe überfiel mich wieder der Hunger. In meinem Lieblings-Café in Santiago habe ich ein leckeres Sandwich gegessen und mich gefreut. Das Leben meint es zurzeit ausgesprochen gut mit mir.
Danach habe ich von einem Hügel gegenüber der Altstadt von Santiago eine Weile auf die Kathedrale und die umliegenden Klosteranlagen geschaut. Von weiter weg erkenne ich, wie die verschiedenen Gebäude zusammenhängen und ein harmonisches Ganzes ergeben. Mein heutiges Bild zeigt das sehr schön.

Ich glaube, dass sich das Bild in ähnlicher Weise verändert hat, das ich beim Blick vom Jakobsweg auf mein Leben sehe. In meinem Alltag zu Hause bin ich oft zu nahe dran, verstrickt in Details, und beschäftigt mit vielen kleinen, oft selbst auferlegten Pflichten. Auf dem Jakobsweg habe ich den Weg meines Lebens erkannt und gesehen, wie sich alles harmonisch zusammenfügt.