Von Santillana del Mar nach Comillas
Wetter: Morgens hohe Wolkenfelder, ab mittags immer sonniger
Heute Morgen hat es mich früh aus dem Bett gezogen. So leise wie möglich habe ich meine Sachen gepackt; gegen 7 Uhr stand ich dann im Stockdunkeln vor der Herberge. Entgegen meinen Erwartungen waren die Café-Bars in Santillana del Mar alle geschlossen und es sah auch nicht so aus, als wenn bald eine öffnen würde.
Im Licht der Strassenlaternen war es einfach, den gelben Pfeilen aus dem Dorf heraus zu folgen, doch an der ersten Kreuzung ohne Laternen – es war immer noch recht dunkel – konnte ich keine Wegmarkierung finden. Zu meinem Glück kam dann bald ein Pilgerbruder mit einem Wander-Navigationssystem vorbei, der mir helfen konnte. Schon ab der nächsten Kreuzung gab es wieder gelbe Pfeile – diese Hilfe kam zur rechten Zeit!
Fast 2 1/2 Stunden bin ich mit leerem Magen durch die erwachende Natur und weitere verschlafene Dörfer gelaufen, als ich am Eingang einer auf einem Hügel stehenden Kirche einen heissen, süssen Pfefferminztee und ein paar reife Feigen überreicht bekam. In der Iglesia de San Pedro de Oreña ertönte aus Lautsprechern eine zauberhafte Chormusik, zu der ich leise ein Dankeschön zum Himmel geschickt habe. Tee und Feigen waren köstlich.

Keine 20 Minuten nach meinem Kirchenbesuch sass ich vor einer Tasse Milchkaffee und einem Stück Ei-Kartoffel-Schinken-Kuchen. Auch dort in der Café-Bar habe ich mich in Richtung Himmel bedankt.
In drei weiteren Kirchen habe ich dann mehr über den ursprünglichen Jakobsweg gelernt. Es waren HelferInnen anwesend, die – wenn gewünscht – den vorbeikommenden Pilgern etwas über die Geschichte dieser Kirchen erzählten und deren Bezug zum Pilgerweg entlang der Küste.
Im Restaurant eines Campingplatzes, an dem ich vorbei kam, habe ich eine lange Mittagspause gemacht und mich mit einem grossen Salatteller gestärkt. Den Rest des Weges zu meinem heutigen Etappenziel, dem Küstenstädtchen Comillas, habe ich in der warmen Nachmittagssonne zurückgelegt. Zum x-ten Mal am heutigen Tag habe ich mein T-Shirt durchgeschwitzt.
Auf dem Weg zur einzigen Pilgerherberge in Comillas habe ich zwei Pilgerpaare getroffen, die mir traurig mitteilten, dass sie voll wäre. Es gäbe nur noch ein freies Bett. Das habe dann ich bekommen. Als ich vor meinem Bett stand, habe ich ein weiteres Dankeschön in Richtung Himmel geschickt.
Heute hat es jemand sehr gut mit mir gemeint! Danke!